AQUA MUSE 141 – KLEINER FUN-BEGLEITER FÜR GRÖSSERE BOOTE

Es ist nur 4,27 Meter lang (LWL 4,03 Meter), 1,05 Meter breit, wiegt 25 Kilogramm, passt damit in jede Garage eines größeren Bootes – und macht doch jede Menge Spaß. Grund dafür ist das 3,52 Quadratmeter große Dreieckssegel. Mit dem lässt sich das Fun-Kanu namens Aqua Muse nämlich auch ausgezeichnet segeln. Gezeichnet hat das Spaßboot niemand Geringerer als Ichiro Yokoyama, der ehemalige Chefdesigner der NIPPON-CHALLENGE beim America`s Cup. Das garantiert neben dem Fun-Faktor auch gute Segeleigenschaften. Aktuell werden die kleinen Kanus von dem japanischen Unternehmen Rivré produziert

 

Text & Fotos_Matt. Müncheberg, Auszug aus MEER & YACHTEN 2-23 / Juni 2023

 

Erinnern sie sich noch an dem America´s Cup von 1992? Richtig, beim 28. Cup besiegte die Yacht AMERICA3 aus den Vereinigte Staaten IL MORO DI VENEZIA mit deutlichen 4:1 Punkten. Vorausgegangen war traditionell der Louis Vuitton-Cup, bei dem im Februar 1992 das italienische Boot zunächst einen weiteren Herausforderer, die japanische NIPPON CHALLENGE, besiegt hatte.

 

Das japanische Boot sei „viel besser“ gewesen, als jeder von ihnen gedacht habe, sagte IL-MORO-Skipper Paul Cayard nach den Rennen. NIPPON-Taktiker John Cutler war sich sicher, dass es „kaum Unterschiede zwischen den beiden Booten“ gegeben habe. Der einzige Unterschied, der schließlich zum Sieg geführt habe, habe darin bestanden, dass sie (die Italiener) beschlossen hätten, „gnadenlos“ zu segeln, sagte Paul Cayard.

 

Was viele nicht wissen: der Bootsdesigner, der für das Design der NIPPON CHALLENGE beim America´s Cup verantwortlich war, Ichiro Yokoyama, zeichnete auch noch andere Boote und Yachten, darunter ein kleines, aber innovatives Segelkanu, das als Water-Toy auf jeder größeren Yacht eine gute Figur macht.

 

Der Zusammenbau des gut auf ein normales Autodach passenden Kanus dauert nur Minuten und erweist sich als kinderleicht. Lediglich aus zehn Teilen besteht das neue, kleine, nur 25 Kilogramm leichte kombinierte Renngerät: Rumpf, Mast, Segel, Baum, Niederholer, Schwert, Ruder, Pinne mit -ausleger, Schot mit Blöcken und ein Paddel.

 

So neu, wie es scheint, ist Kanusegeln indes nicht. Vielmehr handelt es sich um eine seit langem bekannte Variante des Segelsports, die aus dem Kanusport hervorgegangen ist. Kanusegelboote, die übrigens zu den schnellsten Einhand-Segeljollen der Welt zählen, verfügen im Gegensatz zu Jollen anstelle eines Spiegelhecks über ein Spitzheck.

 

Die Qualitäten eines kombinierten Segel-Kanus erkannten die Wassersportler schon vor über 60 Jahren. 1951 konnte man in einer deutschen Yacht-Zeitschrift lesen: "Die Bremer haben fünf Jahre nach dem zweiten Weltkriege nach siebzehnjähriger Erfahrung auf diesem Gebiete ein 7,5 qm Renn- und Wandersegelkanu entwickelt, Typ Bremen - und damit zweifellos eine gewisse Standardform erreicht, die sich in der Praxis ausgezeichnet bewährt. Kostenpunkt: Fahrbereit ab Bremer Werft an die DM 1.000".

 

Das Segel-Kanu aus Japan ist deutlich teurer: der Preis des Fun-Bootes beträgt umgerechnet etwa 3.580 Euro, dazu kommen etwa 750 Euro Transportkosten für eine Schiffsfracht sowie Einfuhr-Umsatzsteuer und Zollgebühren. Hergestellt wird die Aqua Muse aktuell von der Rivré Corporation in Mano Beach bei Tenkaippin am schönen Biwa-See. 

 

 

Technische Daten Aquamuse:

 

Länge über Alles: 4,27 m

Länge Wasserlinie: 4,03 m

Breite: 1,05 m

Tiefgang: 0,085 - max. 0,55 m (Schwert oben / unten)

Gewicht: 25kg (±2kg)

Segelfläche: 3,52 m² (entspricht ungefähr einem Opti-Segel), in Deutschland kann man die Aquamuse führerscheinfrei segeln (Führerscheinpflicht erst ab 6 m² Segelfläche, auf einigen Berliner Gewässern benötigt man jedoch schon ab 3 m² Segelfläche den SBF Binnen / Segeln)

Material: GfK

Kapazität: 2,5 Personen (Hersteller-Angaben, wird zumeist einhand gesegelt)

 

 

 

 


ICHIRO YOKOYAMA, DESIGNER DER AQUAMUSE

 

"Als wir jung waren, dachte jeder mindestens einmal: Ich möchte hinaus aufs weite Meer. Mit der Aquamuse kann jeder eine lustige Seefahrt unternehmen. Bleiben Sie gesund, und haben sie Spaß damit!" - I. Yokoyama.

 

(Abschluss an der Fakultät für Meerestechnik der Universität Tokio. Japans führender Yachtdesigner. 1990 gewann der von Yokoyama entworfene MATENRO den Kenwood Cup. Von 1991 bis 1995 war er Chefdesigner der Herausforderer-Boote des Japan Challenge America's Cup. Die SUNTORY MERMAID III des Meeresabenteurers Kenichi Horie wurde von Yokoyama entworfen. Aqua Muse wurde gemeinsam mit dem Vater von Ichiro, Akira Yokoyama, entworfen. Die aktuell von Libre hergestellte und verkaufte Yacht ACTUS wurde ebenfalls von I. Yokoyama entworfen). Quelle / Foto: Rivre.Co.

 


WETTKAMPF-KANU-SEGELN IN DEUTSCHLAND 

 

 

Auf den ersten Blick sollte man meinen, Kanu-Segelboote hätten mit herkömmlichen Kanus nichts zu tun. Doch dieser Eindruck ist falsch. Die Segelboote der Klassen "Taifun" und "IC" (international Canoe) blicken auf eine lange Entwicklungsgeschichte zurück.

 

Autor: kanu.de

 

In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts machten sich erfinderische Seeleute daran, die bis dahin mit Paddeln fortbewegten Kleinboote mit Mast und Segel auszustatten, um die Windkraft als Vortriebsmittel zu nutzen. Vorbilder waren die großen Segelschiffe.

 

Waren es anfänglich nur Abenteurer, die auf Flüssen, Fjorden und Schären diese kraftsparende Fortbewegungsart besonders in Großbritannien, Nordamerika und Skandinavien wählten, wurden in England schon vor gut hundert Jahren (1882) die ersten Regatten auf weiterentwickelten Booten ausgetragen.

 

Diese Segel-Kanus waren die Vorläufer fast aller heutzutage bekannten Segeljollen. "Taifun" und "IC" haben jedoch etwas beibehalten, was die übrigen Jollen (mit Spiegelheck) nicht haben: die Spitzheck-Form (in der Wasserlinie).

 

Beide Boote sind 5,20 m lang, verfügen über ein Großsegel sowie ein Vorsegel (Fock) und werden in der "Leistungsklasse" bei Regatten Einhand gesegelt, das heißt nur ein/e Segler/in als Steuermann / frau. Der Taifun wird in der Jugend-Klasse mit Vorschoter gesegelt. Die Boote gelten als Wasserfahrzeuge, für deren Führung die Steuerleute die Befähigung durch einen Führerschein nachweisen müssen. 

 

Eine Leistungsklasse wie in anderen Kanusportdisziplinen kennt man beim Kanusegeln noch nicht. Eine Altersbegrenzung gibt es nur für die Jugendklasse, wo das Mindestalter für die Steuerleute auf 14 Jahre und für die Vorschoter auf 10 Jahre sowie das Höchstalter der Steuerleute auf 19 Jahre festgelegt ist.

 

Deutsche Meisterschaften gibt es seit 1931 jährlich, und nach der Übernahme des "IC" (1971) in beiden Klassen. Sie werden vom DKV veranstaltet. Europameisterschaften werden seit 1936 und Weltmeisterschaften (alle drei Jahre) seit 1961, allerdings nur für die IC-Klasse, ausgetragen. Die Kanusegel-Weltmeisterschaft 1999 fand im Sommer 1999 in Schweden statt.

 

Die "Taifun"- und "IC"-Segler haben sich national in der "Fachabteilung Kanusegeln" im Deutschen Kanu-Verband e.V. (DKV), dem Deutschen Segierverband e.V. (DSV) angeschlossen und sind seit 1974 eine vom DSV anerkannte Klassenvereinigung der Bootsklassen "IC" (Code-Nr. 510) und "Taifun" (Code-Nr. 511). International sind sie in der International Canoe Federation (ICF) zusammengefaßt.

 

 

Quelle / weitere Infos: Webseite des Ressorts Kanusegeln. Image: IC & Taifun Sailing Germany